Was uns keiner nehmen kann
Am 19.07.2025 kam es zum letzten Aufeinandertreffen der Düsseldorf Senators und der Aachen Greyhounds. Die Vorzeichen für die Spiele 5 und 6 – gegen einen zwar bissigen, aber tabellarisch klar unterlegenen Gegner – hätten kaum eindeutiger sein können: Tabellenzweiter gegen Tabellenletzten, dazu eine beeindruckende Siegesserie von acht Spielen. Was sollte da schon schiefgehen?
„Ich liebe Statistiken“, erklärt Head Coach Frank Mohr mit einem Schmunzeln.
„Im amerikanischen Sport gibt es für alles eine Rubrik. Man könnte wahrscheinlich sogar sehen, dass Nina .576 schlägt, wenn in der Inning-Pause zwischen Top 3 und Bottom 3 Peter Fox läuft, sie einen Kaugummi mit Zimtgeschmack kaut, und mindestens eine Teamkollegin gerade Sonnencreme sucht.“
Diese augenzwinkernde Anekdote verweist auf eine oft vergessene Komponente: die Tagesform. In einer Liga mit weit weniger Spielen als in den USA können selbst kleinere Schwankungen große Wirkung haben. Dennoch: In Düsseldorf wird jeder Pitch, Hit und jedes Play ausgewertet.
„Das führt am Ende der Saison oft zu Aha-Momenten, denn die eigene Wahrnehmung täuscht öfter, als man denkt.“
Improvisation im Hochsommer
Beide Teams gingen stark unterbesetzt in den Doubleheader. Für die Düsseldorfer Ladies sah es noch eineinhalb Wochen zuvor sogar nach einer Absage aus, gerade einmal sechs Spielerinnen standen zur Verfügung.
„Viele unserer Mädels sind im Urlaub, beruflich verhindert oder verletzt. Ganze 16 Ausfälle! Dass wir trotzdem spielfähig sind, spricht für die Entwicklung des Softballsports in Düsseldorf. Vor einem Jahr hätten wir solche Spiele noch absagen müssen.“
Trotz der gewachsenen Kaderstärke fehlten sechs der besten Schlagleute, was sich vor allem in Spiel 2 bemerkbar machte.
Am besten nicht aufwachen
Spiel 1 ging überraschend deutlich mit 8:2 an die Senators, angesichts der personellen Situation mehr als beachtlich.
„Es fühlt sich ein bisschen wie ein Traum an“, so Pitcherin Katja nach dem Spiel.
„Diese Saison wirkt manchmal so unwirklich – ich warte fast schon darauf, aufzuwachen.“
Die Zuschauer bekamen ein hochklassiges Spiel zu sehen, das nach 60 Minuten mit den Ladies der Senators einen verdienten Sieger sah. Die Defense zeigte sich erneut makellos: Jeder Groundball wurde sauber in ein Aus verwandelt, das Infield spielte wie aus einem Guss.
Schwindende Kräfte, fremde Positionen
Mit nur zwei Spielerinnen auf ihren angestammten Positionen war Spiel 2 ein Kraftakt. Die Temperaturen kletterten auf über 32 Grad, zwei Spielerinnen mussten nach Spiel 1 abreisen, Improvisation war gefragt.
Die ungewohnte Konstellation und die Erschöpfung zeigten Wirkung: Aachen hielt stark dagegen und gewann völlig verdient mit 8:4.
„Die Mädels haben alles gegeben, das ist etwas das man ihnen nie vorwerfen kann. Verlieren gehört zu dem Spiel dazu und ist Teil des Lernprozesses.“
Vier Wochen Pause. Und ein stolzer Blick zurück.
Nach einer bislang herausragenden Saison geht es nun in eine wohlverdiente, vierwöchige Pause.
„Wir sind super zufrieden und stolz auf unsere Mädels“, sagt das Trainerteam unisono.
„Eine fantastische Saison, die so nicht absehbar war. Alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe – und wir sind hungrig auf mehr.“