Mit/Ohne Pitcher
Durchweg zufriedene Gesichter sieht man nach einer Niederlage selten. Bei den Ladies der Senators ist gute Laune jedoch Programm und so steckt man auch nach einem verlorenen Spiel nie den Kopf in den Sand.
„Sicher hätten wir uns einen schöneren Saisonabschluss gewünscht, dennoch denke ich, dass wir einen super Fight abgeliefert haben. Vergessen wir bitte nicht, dass wir keine Pitcherin dabeihatten. Drei Starterinnen fielen ganz kurzfristig aus, und zwei standen aufgrund des Nachholtermins gar nicht erst zur Verfügung, was alle Pläne schlagartig über den Haufen warf.“
Das Nachholspiel gegen die Nightmares stand also unter keinem guten Stern? Kann man das so formulieren?
„Die Sterne sind immer da und für alle gleich. Gut oder schlecht gibt es da nicht. Wichtig ist nur, was man aus den Gegebenheiten macht. Und das können wir ziemlich gut.“
Eine Aussage, die den Kern der Wahrheit ziemlich exakt trifft. Denn wenn sich die Ladies der Düsseldorf Senators in diesem Jahr einen Titel verdient hätten, dann sicher den für die beste Improvisation.
„Was die Mädels gestern in die Asche gezaubert haben, macht uns Coaches mächtig stolz. Als wir dem Team verkündeten, dass wir keinen Starting Pitcher ins Spiel gegen die Neunkirchen Nightmares aufbieten können, war nichts von Niedergeschlagenheit zu spüren. Im Gegenteil: die Bereitschaft, für das Team jede erdenkliche Lücke zu füllen, das ist die Stärke dieser fantastischen Mannschaft. Am Ende hat nur eine Spielerin tatsächlich auf ihrer angestammten Position gespielt.“
Auf die Frage, was er dachte, als er die Startaufstellung der Neunkirchner gesehen habe, gibt uns der Head Coach folgende Antwort:
„Als wir die Lineup der Nightmares gesehen haben, war uns klar, um was es hier ging. Ich empfinde es als großes Kompliment, wenn man zwei Spielerinnen gegen uns aufstellt, die Bundesliga-Erfahrung haben. Eine von ihnen ist sogar Nationalspielerin und hat im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft sowie am Tag zuvor gegen Regensburg im Deutschlandpokal gepitcht. In der Softball-Landesliga vielleicht ein wenig Overkill, aber was soll’s.“
Ob das dem Team bewusst war?
„Natürlich. Wir kommunizieren stets offen und ehrlich mit den Mädels. Sie sollen wissen, was sie von uns und vom Gegner zu erwarten haben. Sie müssen mit dem richtigen Mindset ins Spiel gehen, denn wenn es erstmal ‘Play Ball’ heißt, haben wir als Coaches nur noch bedingt Einfluss. Da bringt es nichts, um den heißen Brei herumzureden. Das Teamgefüge ist stabil genug, hier fängt man sich gegenseitig auf, spricht sich Mut zu und ist immer füreinander da. Und weil wir das als Coaches wissen, können wir ganz offen mit ihnen sprechen.“
Und tatsächlich war auch nichts von Nervosität zu spüren. Im Gegenteil! Die Ladies warfen von Beginn an alles in die Waagschale und konnten das Momentum der Überraschung für sich nutzen. Lange AB und beherztes Base Running waren der Schlüssel zum Erfolg. Nach drei Innings befand man sich immer noch in Schlagdistanz (2:6) und hielt beherzt dagegen. Der Einbruch im Spiel kam im vierten Inning, als die Kräfte der Starterin allmählich schwanden.
„Wir haben Sarah T. nicht aus dem Spiel genommen, weil sie ihren Job schlecht gemacht hat.“
Wozu auch kein Grund bestand, denn mit 4 Strikeouts war sie mehr als erfolgreich unterwegs und hielt die Offensive der Nightmares bis dahin an der kurzen Leine.
„Sarah T. ist keine Pitcherin und hatte zu diesem Zeitpunkt bereits über 120 Pitches geworfen. Es war unsere Aufgabe, sie zu schützen, und nicht um jeden Preis das Spiel zu gewinnen. Nichts ist wichtiger als die Gesundheit unserer Spielerinnen. Das sollte stets die erste Aufgabe eines Coaches sein. Wir nehmen das sehr ernst.“
Kollektiv fand man sich im Circle zusammen, und der Ball wurde nach kurzer Beratung an Sarah S. übergeben, welche zum Start des Spieles aus dem Outfield die Lücke an Shortstop geschlossen hatte.
„Sarah S. ist ein Phänomen. Sie ist sich nie zu schade, jede Position zu übernehmen, auf der es Vakanzen gibt. Ohne Wenn und Aber.“
Verhindern konnte sie die Niederlage allerdings auch nicht mehr, und so hieß es am Ende des vierten Innings 17:2 für Neunkirchen.
„Wenn man nur die nackten Zahlen sprechen ließe, könnte man sagen, wir haben hier heute eine ziemlich herbe Klatsche bekommen, nicht wahr? Das trifft jedoch bei weitem nicht zu. Wir kennen die Umstände, unter denen wir angetreten sind, und wissen, dass wir eine großartige Leistung abgerufen haben. Wir haben es den Neunkirchen Nightmares nicht leicht gemacht und sie mussten sich ihren Sieg hart erarbeiten.“
Mit einem Record von 7:7 steht am Ende der Saison auf einem fünften Platz der Softball Landesliga. Wie ist diese Position zu bewerten?
„Ich bewerte nie die Tabellensituation, sondern stets, wie wir uns auf dem Platz präsentieren, uns von Training zu Training und von Spiel zu Spiel weiterentwickeln. Das ist für uns als Coaches entscheidender als der Tabellenstand. Wir haben eine ausgezeichnete Saison gespielt, mit Höhen und Tiefen, so wie es im Sport nun einmal ist. Wir haben ein fantastisches Team, dem ganz klar die Zukunft gehört. Der Zuwachs von fünf Spielerinnen in diesem Jahr spricht eine klare Sprache. Weitere Neuzugänge werden folgen und bald bekanntgegeben. Unser Team wird von Spielzeit zu Spielzeit stärker, und Softball in Düsseldorf wird immer mehr zum Sinnbild eines Vereinssports, bei dem man gerne seine Freizeit verbringt. Was wollen wir mehr?“